True North 🏕️

Unterwegs in den Höhenlagen der norwegischen Tundra, stolperten wir immer wieder über solche Häufchen. Wohlgeformt und in sattem Braun erinnern sie an Schokoladenostereier - vegan versteht sich. Ihre Erzeuger, die Rentiere die Elche, ernähren sich rein pflanzlich. Das à la carte Menü der Tundra ist karg. Neben Gräsern und Kräutern, frischen Trieben und Rinde im Sommer finden die Rentiere im Winter unter einer tiefen Schneedecke lediglich Flechten, Moose und Pilze. Korrektur: Es handelt sich tatsächlich um Elch-Kot! Gut, dass das hier mal einer gegenliest. 💚lichen Dank an Ruth, die 1. Expertin ist und 2. glaubhaft nachweisen konnte, dass es sich bei den hier abgebildeten "Schokobons" um Elch- und nicht um Rentier-Exkremente handelt. 

Elch-Losung

Die Rentierflechte, die übrigens auch von Elchen gefressen wird, kam in dem Areal massenhaft vor. Neben ihrer wunderschönen weißen Farbe ist sie herrlich weich und bildet moosartige Polster. Ein Rentier findet derartige Flechten offensichtlich lecker. Ich habe sie lieber nicht gekostet, soll bitter schmecken. Zudem kann mein Magen, der nach ein paar  „Vollkorn-only-Mahlzeiten" schon rebelliert, damit nicht viel anfangen. Rentiere schaffen es, das trockene, faserige Material mit Hilfe von speziellen Magenbakterien und durch Wiederkäuen aufzuschließen. So knacken sie die Zellwände und gelangen an ein reichhaltiges Angebot von Kohlenhydraten, Proteinen und Vitaminen.


Rentier-Flechte

Rentiere sind Meisterwerke der Evolution. Wie gut sie getarnt sind! Ihre Farbgebung passt perfekt zum Untergrund der Fjells, den Hochgebirgen und Hochflächen der norwegischen Tundra, so dass sie regelrecht mit ihrer Umgebung verschmelzen. 


Ja - wir sind ihnen begegnet. 😊 

Im Winter ändert sich die Farbe des Felles, zudem entwickelt ein Ren auf 1 cm2 Haut etwa dreimal so viel Haare wie ein Hirsch gemäßigter Breiten. Die hellen Grannen sind hohl und mit Luft gefüllt, was sie zu perfekten Isolatoren gegen die eisige Kälte macht. Hier und da waren auf unserem Weg Fellfetzen zu finden.

Vor Ehrfurcht ganz unbeweglich und still, konnten wir eine Rentierherde an uns vorbeiziehen sehen. Kurz zuvor standen wir uns quasi schweigend und neugierig gegenüber. Ein unglaublich schöner Moment. 


Rentierherde vis-à-vis

Wie grazil sich die Tiere durch die unwegsame Landschaft bewegen! Das viele Geröll und der moorige Untergrund scheinen ihnen überhaupt nichts auszumachen. Ihre breiten Hufe können sie spreizen. Zwischen den Zehen sitzen Spannhäute. Folglich versinken sie im weichen, moorigen Boden nicht so schnell.  

Die Herde ist uns oberhalb der Baumgrenze begegnet. Dort lauern mitunter zwar Wölfe, Vielfraße oder Luchse, aber wenigstens entkommen die Tiere ihren wohl nervigsten Plagegeister, den Mücken. Etwas weiter unten in den knorrigen Kiefern- und Birkenwäldern stürzen sich die Blutsauger auf alles, was gleichwarm ist. Davon könnte ich auch Geschichten erzählen … na ja, überlebt. 


Die Natur hielt ein weiteres Geschenk bereit: das Geweih einer Rentierkuh, etwas verwittert und angeknabbert aber für mich ein sensationeller Fund. Rentiere sind übrigens die einzigen Hirsche, bei denen auch Weibchen Geweihe tragen. Aber wer steht denn nun kulinarisch auf abgeraspelte Geweihspäne? Unsere Guide erklärte, dass das Anknabbern abgeworfener Rentiergeweihe ein Verhalten ist, das hauptsächlich Bullen zeigen. Das Knochenmaterial ist reich an Calcium und anderen Mineralstoffen. Die Geweihe werden jährlich abgeworfen und in jedem Frühjahr neu gebildet. Was für ein stofflicher Aufwand. Ich kann mir vorstellen, wie sich ein Rentier über so ein frei verfügbares Nahrungsergänzungsmittel freut. Zudem ist es bestimmt manchmal haarsträubend langweilig in der kargen Tundra, da kommt etwas Knabberkram sicherlich ganz gelegen.


Rentiergeweih und Birkenpilze

Die Infos im Text bekam ich von unserem phantastischen Guide - herzlichen Dank dafür. Zudem fand ich Antworten bei Chat GPT. Quellen sind auch Wikipedia und der Rentier-Steckbrief auf SWR Kindernetz. 

Geht raus und bleibt natürlich!

Dagmar #Capkira

Kommentare

  1. Wieder etwas dazu gelernt. Wusste ich so nicht.

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  2. Moin Dagmar, schön auf diesem Wege wieder von dir zu hören… äh lesen 🤭. Immer wieder schön, wie du von deinen Erlebnissen berichtest, hab Dank dafür. Tja, Generationen vor dir haben schon von den fliegenden Transfusionsmaschinen berichtet, allen voran Tierfilmer und Fotografen und nun DU 🙃. Da tröstet es dich gewiss, da du bestimmt viele Erinnerungen, (auch in Form von Fotos) hast. Genieße Sie. Liebe Grüße von Paul

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    1. Hallo Paul, die Erinnerungen sind tatsächlich sehr, sehr schön, deswegen wollte ich hier wenigstens einen winzigen Teil davon teilen. Danke Dir für´s Lesen und Schauen. 🙋‍♀️

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  3. Wow, wie schön 💞 Ich freu mich so für dich und bin gespannt auf weitere Bilder und Geschichten 😊

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    1. Freu mich auf Dich - bis demnächst und Danke. 🤗

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